Intern
Institut für deutsche Philologie

Pressemitteilung (02.10.2018)

Luther hautnah: 
Feridun Zaimoglu liest aus seinem Roman „Evangelio“

In bekannter sprachlicher Virtuosität erweckt Feridun Zaimoglu in seinem Roman „Evangelio“ die magische Zeit des frühen 16. Jahrhunderts zu neuem Leben, indem er die Allgegenwart himmlischer und vor allem dämonischer Mächte dem Leser und Zuhörer mit jedem Satz spürbar macht. In „Evangelio“ verwandelt Zaimoglu Luther vom gefeierten ‚Playmobil-Männchen‘ – wie im vergangenen Lutherjahr geschehen – zurück in eine Figur aus Fleisch und Blut. Die Lesung findet am 14.11.2018 um 19:30 Uhr im Rahmen der Werkstattgespräche des Instituts für deutsche Philologie in der Universitätsbibliothek Am Hubland statt. Der Eintritt ist frei.

4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich als „Junker Georgen“ auf der Wartburg versteckt und muss sich dort, bewacht und beschützt vom katholischen Landsknecht Burk-hard, schlimmsten Anfechtungen des Teufels stellen, bis es ihm schließlich gelingt, sein größtes Werk in Angriff zu nehmen: die Übersetzung des ‚Evangelio‘, des Neuen Testa-ments ins Deutsche. 
Nicht nur die Anekdote von Luthers Wurf mit dem Tintenfass, um den Teufel zu bannen, hat ihren Platz – der Reformator exorziert auch erfolgreich ein Kätzchen und stellt sich in mannhafter Schlacht dem ‚Herrn der Fliegen‘ im Hörselberg. Daneben ringt er mit allerlei körperlichen Anfechtungen des Widersachers: der Teufel verbirgt sich mal in einer Hasenkeule, mal im „welschen“ Geschmack von Datteln und Safran, er rückt ihm mit Krämpfen, Blähungen und Verstopfung zu Leibe und kann nur durch einen festen, unverrückbaren Glauben besiegt werden.
Dieses Ringen Luthers, an dessen Ende schließlich wie ein Befreiungsschlag der Beginn der Bibel-Übersetzung steht, hat Feridun Zaimoglu literarisch in Höchstform ausgestaltet.