Intern
Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte

Högner

Laura Högner

Dissertationsthema: Literarisches Engagement: Entblößen des white gaze in der gegenwärtigen Literatur of Colour

Abstract

  • Obwohl BIPoC-Autor*innen in Deutschland auf eine lange Schreibtradition zurückblicken können, erfahren ihre Werke bis heute eher geringe Resonanz. Erst in den letzten Jahren ist ihre Arbeit stärker in die Mitte der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Prominente Beispiele sind Sharon Dodua Otoo, die 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde, sowie Emine Sevagi Özdamer, die 2021 und 2022 mit mehreren Literaturpreisen prämiert wurde. Durch ihr Schreiben treten BIPoC-Autor*innen der weißen männlichen Hegemonie entgegen, die den deutschsprachigen Literaturkanon prägt.

    In der Arbeit werden Texte der Gegenwartsliteratur von BIPoC-Autor*innen (Olivia Wenzel, Deniz Ohde, Hengameh Yaghoobifarah, Sharon Dodua Otoo und Shida Bazyar) auf die ästhetische Darstellung des weißen Blicks hin untersucht. Wie wird das vermeintlich Andere durch den white gaze konstruiert, wie wird es durch ihn wahrgenommen? Wie manifestiert sich der weiße Blick in verschiedenen Lebensbereichen wie Bildung, Wohnungs- und Arbeitssuche, aber auch innerhalb von Freundschaften und Familien? Des Weiteren stellt sich die Frage nach Momenten des Widerstands in Literatur of Colour: Indem die Protagonist*innen den white gaze erwidern, unterlaufen sie die gewohnten Denk- und Handlungsmuster sowohl der weißen Figuren, als auch der weißen Leserschaft. Die Literaturanalyse wird durch Close-reading-Methoden erfolgen, um den ästhetischen Ausdruck eigehend betrachten zu können. Darüber hinaus wird ergründet, auf welche Art und Weise die Autor*innen Engagement als Women of Colour neu definieren – innerhalb der Romane ebenso wie im Rahmen ihrer medialen Selbstinszenierung.

    Grundlegend für das Vorhaben ist das Verständnis von engagierter Literatur nach Jean-Paul Sartre. Die Theorie des white gaze wird an Toni Morrison angelehnt. Da in den Texten nicht nur rassistische, sondern auch queerfeindliche sowie homophobe Diskriminierung behandelt werden, gilt Judith Butlers Prekaritätsbegriff als wesentlich für die Untersuchung. Schließlich sollen Erkenntnisse der Critical Whiteness Studies ergänzend wirken, etwa von Susan Arndt, Ruth Frankenberg und Gabriele Dietze.

CV

Laura Högner wurde 1995 in Nürnberg geboren und studierte von 2014 bis 2021 Germanistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ihren Master erlangte sie mit einer Arbeit zum Thema „Emotionen in Prosatexten. Eine exemplarische Analyse der Emotionsdarstellung des Figureninventars in Christian Krachts Imperium.“ Nun bereitet sie ihre Dissertation zum Thema „Literarisches Engagement: Entblößen des white gaze in der gegenwärtigen Literatur of Colour“ an der Universität Würzburg vor.