Hartmann
Anna-Maria Hartmann
Dissertationsthema: Zuhause im Krieg. Inszenierung von Traumafolgestörungen (heimgekehrter) Soldat:innen im europäischen und US-amerikanischen Film der Gegenwart
Abstract
Meine Arbeit fragt danach, wie Traumafolgestörungen im Kriegsfilm-Genre der Gegenwart inszeniert werden und welchen Einfluss sie auf die Art haben, wie Filme Krieg erzählen. Ausgangspunkt meiner Studie ist eine auffällige Prävalenz von Narrationen über Traumafolgestörungen im gegenwärtigen (Kino-)Film, die mit einer wissenschaftlich wie öffentlich breit geführten Debatte um Kriegstraumata und ihre individuellen wie gesellschaftlichen Konsequenzen einhergeht. Während das Spannungsfeld von Krieg, Trauma und Traumafolgestörungen in der Literatur bereits wissenschaftlich umfangreich diskutiert wurde, finden sich bislang keinerlei interdisziplinären und systematischen Arbeiten, die unter Einbeziehung filmanalytischer Begriffe und Termini aus dem Bereich der Psychotraumatologie die Auseinandersetzung des Films mit Traumafolgestörungen (heimgekehrter) Soldat:innen untersuchen. Insbesondere die militärischen Konflikte und Kriege des 21. Jahrhunderts wurden in den vorhandenen Beiträgen bis auf wenige Einzelanalysen noch weitgehend vernachlässigt. Mein Projekt beseitigt dieses Desiderat, indem es mit Blick auf diese Konflikte ein spezifisches Analyseinstrumentarium entwickelt, das genuin geisteswissenschaftliche Methoden mit psychopathologischem Wissen verbindet. Eine wesentliche Leistung besteht damit auch in der Übertragung klinischer Kategorien auf fiktionale Trauma-Narrationen, wie sie sich im aktuellen Film finden. Meine Beschränkung des Korpus auf Filme nach 2001 hat zwei methodische Gründe: Zum einen erweist es sich als problematisch, Diagnosekategorien wie beispielsweise die Posttraumatische Belastungsstörung, die im Jahr 1980 erstmals im Klassifikationssystem der 3. Auflage des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen (DSM-III®) auftaucht, auf ältere fiktionale Filmproduktionen anzuwenden. Durch die von mir getroffene Einschränkung kann gewährleistet werden, dass sowohl der in den Filmen thematisierte militärische Konflikt als auch der Entstehungsprozess der Filme vor dem Hintergrund der psychiatrischen Anerkennung von Traumafolgestörungen zu analysieren sind. Zum anderen wird auf diese Weise dem bereits erwähnten Stellenwert von Traumafolgestörungen als Gegenstand gegenwärtiger Kriegsfilmproduktionen Rechnung getragen, der in einer bemerkenswerten Diskrepanz zur bisherigen Forschung steht.
CV
| seit 10/2025 | Promotionsstudium an der Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften in Würzburg, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes und das Marianne-Plehn-Programm |
10/21–3/24: | Masterstudium Germanistik und Philosophie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg; gefördert durch das Max-Weber-Programm |
10/19–9/24: | verschiedene Tätigkeiten als Tutorin und studentische Hilfskraft in den Fachbereichen Germanistik (NDL) und Philosophie |
10/19–11/21: | Bachelorstudium Germanistik und Philosophie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg |
* 2000 |
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