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    Pichler

    Dr. Doris Pichler

    Doris Pichler ist Lektorin am Institut für Romanistik und Mitarbeiterin der interfakultären Forschungsgruppe “Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft” an der Karl-Franzens Universität Graz. Im Herbst 2014 wird sie eine Hertha Firnberg Stelle am Zentrum für Kulturwissenschaften in Graz antreten, um an einem Projekt zu „Law, Literature and Economics. A New Interdisciplinary Approach“ zu arbeiten. Zu ihren Forschungsinteressen zählen u.a.: zeitgenössische italienische Literatur und Film, Fiktionstheorien, Theorie der Metafiktion, Recht und Literatur, Wirtschaft und Literatur.

    Jüngere Publikationen: Literaturwissenschaft heute. Gegenstand, Positionen, Relevanz, Göttingen: v&r unipress 2013, gemeinsam mit Susanne Knaller; Das Spiel mit Fiktion. Ästhetische Selbstreflexion in der italienischen Gegenwartsliteratur, Heidelberg: Winter Universitätsverlag 2011; “Il divo von Paolo Sorrentino: ein politisches Biopicture zwischen Dokumentarismus und Surrealismus”, in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (2013/1), 134-150; “The (Migrant) Other and Crime: La giusta distanza by Carlo Mazzacurati as a Multilayered Depiction of a Clichéd Connection”, in: Schrader, Sabine; Winkler, Daniel (eds.), Italian Migration & International Cinema. Cambridge: Cambridge Scholars Publishing, 231-245.

    Ausweg Fiktion“: reale Rechtsfälle neu erzählt. De Cataldos Erzählungen, Filme und TV-Serien [Abstract]

    Der römische Richter Giancarlo De Cataldo ist mittlerweile zu einem der erfolgreichsten italienischen Kriminalautoren avanciert und erweist sich neuerdings auch als erfolgreicher Regisseur von Filmen und TV-Serien, die sich alle mit unterschiedlichen Kapiteln der jüngeren italienischen Rechtsgeschichte auseinandersetzen. Die von De Cataldo gewählten „Fälle“ stehen meist in Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen, deuten Verbindungen zwischen mafiösen Strukturen und höchsten politischen Kreisen an und bleiben daher zwangsläufig offen und ungelöst. Der direkte Bezug zur italienischen (Rechts-)Geschichte und Rechtspraxis wird dabei vom Autor meist expliziert, wenn er seinen Texten z.B. den Hinweis: „Dieser Roman hält sich an historische Fakten, interpretiert sie jedoch, indem er Reales metaphorisch überhöht“1 voranstellt.

    Zu internationaler Bekanntheit gelangte De Cataldo vor allem durch sein umfangreiches Werk Romanzo criminale, in dem er die kriminellen Machenschaften der römischen „Banda della magliana“ und damit auch einen seiner eigenen größten Fälle in seiner Funktion als Richter aufarbeitet. Sowohl der Roman als auch der gleichnamige Film und die Fernsehserie sind demgemäß ein Geflecht aus Fakten, die realen Gerichtsakten und -protokollen entnommenen wurden und Fiktionalisierungen, die eine Neuinterpretation der Geschichte vorschlagen. Ebendieses besondere Verhältnis von Fiktion und Realität soll im Zentrum des Vortrages stehen, wenn die besondere Ästhetik der Werke Cataldos aber v.a. der, auch im deutschsprachigen Raum, erfolgreichen Fernsehserie Romanzo criminale näher untersucht wird.

    1 Giancarlo De Cataldo (2011). Schmutzige Hände. Politthriller. Aus dem Ital. von Karin Fleischanderl. Wien/Bozen: Folio. 5.